An diesem Wochenende war
Monatsmarkt. Ismar mochte diese Tage, anders als bei den üblichen Wochenmärkten
kamen auch Handwerker und Händler, die seltener die Burg aufsuchten. Einige
kannten Ismar und unterhielten sich gerne mit ihm. Vielleicht lag es auch
daran, dass er nicht selten etwas kaufte, wenn es ihn faszinierte, aber auch
seine Neugier und sein ehrliches Interesse schienen sie an ihm zu schätzen.
Seine Begeisterung war umso größer, je weniger er von etwas verstand. Das
Wissen, das er hier erlangte, war anders als das, was ihm sein Hauslehrer
vermittelte, auch wenn er diesen bisweilen um Erklärungen bat, die über das
Wissen der einfachen Leute hinaus ging.
Wohlgelaunt sah Ismar dabei zu,
wie die Einzelnen ihre Stände aufbauten oder hektisch ihren Platz suchten oder
gegen aufdringliche Platzneider zu verteidigen versuchten. An etlichen Stellen
brachen kleine Raufereien aus, doch im schlimmsten Fall reichten wenige Worte
der Stadtwachen, die an diesem Tag vermehrt patrouillierten, um Streitereien zu
beenden und dafür zu Sorgen, dass einer der Streithähne weiter zog, wenn auch
mit einer Faust in der Tasche.
Plötzlich hörte Ismar eine
aufbrausende Stimme toben. Es war kein Streit, sondern reines Geschimpfe. Es
war nicht weit entfernt, aber Ismar musste seine Stellung auf der Mauer
aufgeben um es sich anzusehen. Er konnte Geschimpfe nicht ausstehen. Wenn zwei
sich stritten, war es ihm egal, aber bei Geschimpfe gab es immer einen, der
sich nicht wehren konnte.
Ismar kletterte an einem kleinen
Wachturm vorbei und eilte in geduckter Haltung westwärts und verließ damit die
Hauptmarktstraße. Es war Ells Vater der mit seiner Tochter schimpfte. Ell ließ
es wie selbstverständlich über sich ergehen und mühte sich vergebens ab, ihre
Hühner zusammen zu treiben. Doch nun da sich Hektik unter diese gemischt hatte,
versuchten sie in alle Richtungen zu fliehen und sich unter irgendwelchen
Gegenständen zu verstecken. Das Geschreie war wenig förderlich Ells Bemühen,
die Hühner beisammen zu halten oder gar zu fangen, zu unterstützen. Dabei
schrie er Ell genau deshalb an, da er weiter zu ihrem Standplatz wollte. Doch
als wäre Ell mit einem Fluch belegt, stob ihr Gefieder entgegen ihrer Natur
immer wieder auseinander, wenn sie die sieben Hühner zusammen getrieben hatte.
Ismar konnte sich das Schauspiel
nicht länger anschauen. Er ließ sich hinter einem Stand die Mauer hinabgleiten.
Als er hinter einer fülligen Marktdame hervortrat, schrie diese erschrocken auf
und verschaffte ihm mehr Aufmerksamkeit als beabsichtigt.
Er versuchte sich zu
entschuldigen, doch die Frau wollte davon nichts wissen und drohte ihm in
teilweise gespieltem Ärger für das nächste Mal Schläge an.
Mit einer wohlgeübten Unschuldsmiene
empfahl er sich und stellte sich zwischen Ell und ihren tobenden Vater.
„Warte, ich helfe dir.“ Ismar
ignorierte, dass ihr Vater ihn nun in seine Flüche mit aufnahm. Ell war leicht
verzweifelt und sah ihn resignierend an.
Ismar zögerte nicht lange und
hatte alsbald das erste Huhn gefangen, das sich eben unter einen der Wagen
stehlen wollte. Er ging damit zu Ell und reichte es ihr mit den Füßen nach
oben. Ihr Vater stemmte die Hände in die Seiten seines dicken Bauches und
blickte mürrisch drein. Statt zu schreien, begnügte er sich damit, ungeduldig
zu atmen. Ismar fing ein Huhn nach dem anderen ein, um es Ell zu geben. Ismar
fing etliche Verwünschungen ein, weil er anderen Marktteilnehmern in die Quere
kam. Es war Ell unangenehm nicht helfen zu können, doch mit den Hühnern in der
Hand, war es ihr nicht möglich. Ebendies war ohnehin ihr Dilemma gewesen. Es
war schier unmöglich alleine sieben Hühner einzufangen und gleichzeitig
festzuhalten. Jeder, insbesondere ihr Vater, musste das wissen.
Mit einem zufriedenen Grinsen im
Gesicht, brachte Ismar endlich das siebte Huhn. Doch da wurden die Hühner
unruhig und flatterten selbst mit dem Kopf nach unten hängend wild umher. Das
war sonderbar, dann normalerweise taten Hühner das nie. Plötzlich stöhnte Ell schmerzhaft
auf und ließ eine Hand los. Ihr Vater schrie auf und wollte sie schlagen, doch
Ismar ging dazwischen und fing unfreiwillig die Ohrfeige an ihrer statt ein.
Verdutzt blieb ihr Vater stehen und stotterte etwas Unverständliches zusammen.
Er wusste nur zu gut, wer er war. Ismar wendete sich Ell zu und wollte fragen,
was los war als er sah, dass ihr Arm blutete. Gleich darauf traf auch ihn ein
Stein, der eigentlich für Ell oder ihre Hühner gedacht war. Ismar drehte sich
wütend um und erkannte Mauricius, wie er auf dem Dach eines niedrigen Hauses
hockte und seine Steinschleuder auf sie gerichtet hielt.
„Hey du Dumpfbacke, komm da
runter, du feiger Hund!“, schrie Ismar ihn an.
„Komm doch hoch, wenn du dich
traust.“ Der Junge streckte ihm die Zunge raus und hielt sich für den Größten.
„Na warte, dir werde ich noch
Manieren beibringen!“ Mit diesen Worten nahm Ismar Anlauf und war in drei Zügen
auf dem Dach, wo er dem verdutzten Mauricius gegenüber stand.
Ismar nutzte dessen Überraschung
und entriss ihm gleich die Schleuder. Der Junge war stärker als Ismar doch
Ismar war flinker und wusste die Bewegungen seines Gegenübers zu seinem Vorteil
zu nutzen. Bald lag Mauricius flach auf dem Dach mit einem Arm hinter dem
Rücken.
„Komm da runter“, schrie eine
Männerstimme.
Ismar blickte verwundert runter
und sah dort den Burgherren stehen, seinen Vater. Ismar schluckte kräftig und
stand sogleich auf und gab Mauricius frei. Ohne zu zögern ging Ismar auf dem
Dach nach vorne, da er wusste, dass alles Zögern die Konsequenzen nur noch
schlimmer machen würde.
Er wollte eben hinabspringen, als
er hörte dass Mauricius auf ihn zulief. Im letzten Moment duckte sich Ismar und
sprang zur Seite. Mit dem Schwung mit der er Ismar hinab stoßen wollte, fiel
Mauricius herunter. Schmerzhaft landete er auf allen Vieren und begann gleich
zu weinen. Ismar beeilte sich hinab.
„Sei still und verschwinde du
hinterhältiger Hund. Das geschieht dir nur recht!“
Ismar stellte sich aufrecht vor
seinen Vater, so wie dieser es ihn gelehrt hatte. Als Dank empfing er eine
derbe Ohrfeige, die sogar Ells Vater zusammenzucken ließ. Vielleicht lag es
auch nur an seinem schlechten Gewissen.
„Wie oft soll ich dir noch sagen,
dass du dich nicht herumprügeln sollst.“
Ell stellte sich neben den
Burgherren und wollte es wagen ihm zu wiedersprechen. Ismar schüttelte rasch
den Kopf und drückte sie zur Seite.
„Verzeiht Vater, ich war unartig.
Last mich helfen dem Mädchen ihren Schaden gutzumachen, sie hat drei ihrer
Hühner verloren.“
Der Burgherr wank einen Mann zu
sich.
„Zahle dem Mädchen für ihre drei
Hühner und verdoppele es für den Schreck, den es erlitten hat.“
Ell bedankte sich mit einem
ungeübten Knicks. „Vielen Dank Herr, ihr seid zu gnädig.“
„Ein Mann hat sich ehrenhaft zu
benehmen. Es soll nicht euer Schaden sein, wenn mein Sohn sich nicht zu
benehmen weiß.“
Ell knickste vorsichtshalber
gleich noch einmal und nahm mit großen Augen die Zahlung des Schatzmeisters
entgegen. Sie hatte in ihrem Leben noch keine so teuren Hühner besessen, als
sie nun bezahlt bekam. Selbst Ells Vater machte große Augen und sah sich auch
zu Dank verpflichtet und verneigte sich ungelenk.
„Du wirst deine Schuld abarbeiten,
Ismar!“ Sein Vater erhob die Stimme, so dass es jeder im Umkreis gut verstehen
konnte. „Du gehst in den Stall die Pferde missten und du wirst solange deine
Dienste anbieten, bis die Schuld beglichen ist. Es sind nicht die Steuerzahler,
die für deinen Unfug einstehen müssen.“ Mit diesen Worten verließ der Burgherr
den Schauplatz.
„Warum hast du deinem Vater nicht
die Wahrheit gesagt?“, fragte Ell ungläubig.
„Weil sie ihn nicht interessiert
hätte. Es gibt Väter die strafen lieber als zu verstehen.“ Ein Seitenblick ließ
Ells Vater verstehen, wer gemeint war. Dieser stand unbeholfen umher, da er
wusste, dass Ismar an diesem Tag zweimal wegen seiner Tochter ungerechtfertigt
Ohrfeigen bezogen hatte.
„Komm wir müssen uns beeilen die
Hühner einzufangen, bevor sie wirklich verschwunden sind.“ Ismar versuchte die
verschreckten Hühner einzufangen und diesmal half ihm gar Ells Vater.
Doch sie fanden nurmehr zwei der
drei Fehlenden. Das Dritte würde wohl einen glücklichen Dieb sättigen. Ells
Vater wollte ihm die zwei Hühner geben, da er sie schließlich auch bezahlt
hatte, aber Ismar lehnte ab, und ließ sich stattdessen das Versprechen geben,
dass er Ell fortan gerecht behandeln sollte. Ismar war sich nicht sicher, dass
es etwas helfen würde, aber er war gewillt an das Gute im Menschen zu glauben.
„Die Strafe wird mir nicht
schaden“, verabschiedete sich Ismar selbstbewusst und verschwand in der
gaffenden Menge.
Es war längst nicht die erste
Strafe dieser Art. Sein Vater verabscheute Gewalt und unnütze Strafen. Eine
Ohrfeige war das Höchstmaß an körperlicher Pein, die Ismar ertragen musste,
doch selbst dies kam nur selten vor und meist nur bei einem großen Publikum,
wie an diesem Tag. Obwohl Ismar erst zehn war, gab es nurmehr wenige Arbeiten
bei denen er noch keinen Strafdienst geleistet hatte. Das interessante an
diesen Strafen war, dass er sich diese selbst aussuchen durfte, diesmal mit Ausnahme
des Stallmistens, was eine der Lieblingsstrafen seines Vaters war. Doch das
störte Ismar nicht. Er mochte Casper und Michel beide gut leiden und einer der
beiden war meist in den Ställen. Sie erlaubten ihm bisweilen gar den Pferde das
Fell zu striegeln oder sie am Zügel auszuführen. Obwohl die Arbeit des
Stallmistens hart war, mochte es Ismar so nah bei den Pferden zu sein. Dass das
ganze Strafe sein wollte, erheiterte ihn dabei nur. Ohnehin half er hier, wie
auch woanders mehr, als er sich durch Strafen als Pflicht einhandelte. Doch nur
im Falle einer Strafe tauschte er seine Dienste gegen Geld. Üblicherweise
tauchte er es gegen kleine Kunstwerke oder Lehrstunden. Beim Schmied
beispielsweise hoffte er mit 17 ein eigenes Schwert zu erlangen, aber das konnte
er mit bloßer Arbeit nicht erreichen. Doch zum Glück wusste Haman, der Schmied,
es zu schätzen, dass Ismar ihm das Rechnen und in Ansätzen das Schreiben
beibrachte. Das war weit mehr Arbeit als Ismar es sich hätte vorstellen können,
denn ihm selbst bereitete das Rechnen keinerlei Mühe. Doch so geschickt Haman
mit dem Eisen umging, so ungeschickt stellte er sich mit Zahlen an. Nicht
selten bezeichnete er es gar als Hexenwerk, kurz bevor er die Lehrstunde
abbrach. Aber Ismar hatte ihn mehrmals davor bewahrt über den Tisch gezogen zu
werden und so willigte er immer wieder ein, doch weiter zu üben.
An diesem Tag hatte Ismar
allerdings wenig Glück. Michel kam der Arbeit nicht hinterher. Wegen des
Monatsmarktes war der Stall zum Bersten gefüllt, ebenso drinnen, wie auch
draußen die überdachten Flächen. Sogar einige störrische Esel wollten gefüttert
werden und zu allem Übel war Caspar ausgefallen, weil ein junger Hengst in der
Unruhe ausgetreten und ihn getroffen hatte. Dabei konnte Caspar sich noch
glücklich schätzen. In drei Tagen würde er wohl wieder stehen können, aber auf
Wochen würde er keine schwere Arbeit verrichten können.
Michel war völlig damit
ausgelastet, die Pferde notdürftig zu versorgen und den Reitern ihre Pferde
abzunehmen oder zu geben, wenn sie die Stadt verließen. An Ausmisten war nicht
zu denken, auch wenn ihm zwei ältere Männer halfen. Dementsprechend viel war
für Ismar zu tun und Michel war mehr als froh über seine Hilfe. Bis in den
späten Nachmittag füllte Ismar die Karren, die die Gehilfen dann hinaus fuhren.
Gegen Ende schaffte er es kaum noch die Mistgabel hochzuheben, selbst wenn er
kaum noch Mist drauf legte. Deshalb war er diesmal froh als die Arbeit
vollrichtet war und er den Dienst quittieren konnte.
Danach war er zu müde noch über
den Markt zu gehen, der sich ohnehin bereits teilweise im Rückbau befand für
all jene aus dem Umland, die nur einen der zwei Tage blieben und noch vor
Einbruch der Nacht zu Hause ankommen wollten. Zurück zu seinem Vater wollte
Ismar aber noch weniger. Es verspürte keine Lust ihm über den Weg zu laufen und
zudem wollte er seine Schuld begleichen. So ging er zu Haman, weil er dort auch
im Sitzen Arbeit fand.
„Ah, Ismar, gut dass du kommst. Es
gibt viel Arbeit, wie du siehst.“ Haman war bester Laune und konnte sich nicht
über mangelnde Kundschaft beklagen. Viele Reisende wünschten neue Hufeisen für
ihre Pferde, gaben Bestellungen auf oder wünschten Reparaturen, die sie dann
später im Jahr abholen würden.
„Kannst du Holz nachlegen?“ Haman
schenkte Ismar nur kurz Aufmerksamkeit, weil er nicht wusste, was er zuerst tun
sollte.
„Pfff“, stöhnte Ismar. „Ich war
eben bei Michel.“ Obwohl er seine Arme kaum mehr spürte legte er einige Scheite
Holz nach.
„Der kann nicht viel Arbeit für
dich gehabt haben“, scherzte Haman, „so viele Pferde, wie bei mir sind, muss
der Stall bei ihm leer sein.“
„Caspar ist von einem Pferd
getreten worden“, berichtete Ismar.
„Oh, schlimm?“ Haman hielt
erschrocken inne. Caspar war sein Cousin. Die Beiden neckten sich zwar ständig,
wenn sie sich sahen, aber sie standen sich trotzdem sehr nahe.
„Michel meint er würde wieder ganz
der Alte werden.“ Die Flammen nahmen sich rasch dem nachgelegten Holz an.
„Sieht ihm auch ähnlich sich einen
Pferdekuss einzuhandeln, um ein paar Tage den faulen Lenz mimen zu können“,
lachte Haman ohne ganz seine Sorgen aus seinem Ton fernhalten zu können. „Und
du durftest das dann auch noch ausbaden. Da hast du dir aber einen ungünstigen
Tag ausgesucht.“
„Vater hat mir wieder eine
Geldstrafe auferlegt“, murrte Ismar. Wie selbstverständlich ging Ismar hinter
einen massigen Pult und kletterte auf einen für ihn zu großen Hocker.
„Ah, das ist eine gute Idee“,
zeigte sich Haman erleichtert. „Dann kann ich endlich weiter arbeiten.“
Ismar nahm sich der anstehenden
Kundschaft an. Etlichen passte es nicht, von einem Knaben bedient zu werden,
aber wenn sie sahen, wie Ismar die Bestellungen niederschrieb, gaben sie
meistens Ruhe. Nur selten war es nötig, dass Haman bestätigte, was Ismar sagte,
damit sich die adlige Kundschaft fügte. Ismar hatte für sich Preislisten
angefertigt und konnte abschätzen, was Haman direkt erledigen konnte oder bis
wann etwas fertig sein konnte. Wenn er sich nicht sicher war, fragte er Haman,
der sich nun fast vollständig auf seine Arbeit konzentrieren konnte.
Besonders die Boten freuten sich
über Ismars Anwesenheit, weil ihre Wartezeit deutlich verkürzt wurde. Auf
Wunsch schrieb er ihnen sogar eine Bestätigung der Bestellung mit Preis und
Datum der Fertigstellung. Dieser Dienst hätte Haman ihnen niemals gewähren
können.
Ismar war froh diesmal im Sitzen
arbeiten zu können und wurde sich abermals bewusst, warum es gut war so viel zu
lernen.
„Entschuldigen sie, werter Herr“,
schmeichelte ein Mann in einfacher Arbeitskleidung Ismar.
Ismar blickte lächelnd auf. Es war
längst Abend und der letzte Kunde war schon eine Weile weg und Ismar war dabei
die Einnahmen abzuschätzen und die Bestellungen beiseite zu legen. Morgen würde
er Haman alles vorlesen, weil dieser kaum schreiben und nur sehr schlecht lesen
konnte.
„Wie kann ich behilflich sein?“
Ismar machte von seiner guten Erziehung gebrauch.
„Es ist ein wenig kompliziert“,
sprach der Mann mittleren Alters um den heißen Brei. „Vielleicht ist es besser
ich rede direkt mit Haman.“
Wahrscheinlich wollte der Mann
einen Freundschaftsdienst, wollte aber gleichzeitig nicht derjenige sein, der
Haman bei der Arbeit störte und hoffte, dass Ismar dies für ihn übernahm.
Ismar war das einerlei und so ging
er mit dem Mann hinüber zum Amboss, wo Haman, völlig in seinem Element, auf ein
Stück Eisen eindrosch.
„Haman, hier ist jemand der dich
sprechen möchte.“
„Moment.“ Das Stück war noch rot
glühend und ließ sich leicht formen, und er wollte die Hitze nicht vergeuden.
Nach zweidutzend Schlägen legte er das Stück zurück in den Owen und drehte sich
mit von der Hitze gerötetem Gesicht um.
„Oh, Bechtol, altes Haus, dich
habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wie laufen die Geschäfte?“
„Ehrlich gesagt, ging es schon
besser. Jetzt da sie den Wald im Norden der Stadt roden, will kaum einer mehr
das Holz aus dem Westen, wo ich die Lizenz zum Holzfällen habe. Es ist mit
einem Tagesmarsch zu weit entfernt. Es lohnt nur für das gute Bauholz, da es besser
ist als die jungen Bäume im Norden.“
„Und wie kann ich dir helfen?“
Ismar konnte Haman ansehen, dass
sie gute Freunde waren.
„Ich musste mir einige zusätzliche
Pferde zulegen, weil keiner mehr bereit ist, das Holz selbst holen zu kommen.“
„Dann brauchst du wohl Hufeisen?“,
mutmaßte Haman.
„Ja, vier Tiere sind vom letzten
Jahr und hatten noch gar keine und bei zwei weiteren sollten die Beschläge
erneuert werden.“
„Das ist kein Problem. Ich nehme
an du möchtest, dass ich deswegen zu dir komme, damit du mit diesen lahmen
Gäulen nicht herkommen musst.“
„Das wäre prima aber nicht
wirklich nötig. Mein Problem ist, dass ich kein Geld mehr habe. All mein Besitz
steckt nun in den Tieren.“
„Aber Bechtol, du kannst jederzeit
bei mir anschreiben, das weißt du doch.“
„Das werde ich dir nie vergessen!“
Bechtol war mehr als erleichtert und es war ihm anzumerken, dass er nur
widerwillig zum Schuldner wurde.
„Warum so kompliziert?“, meldete
sich Ismar zu Wort.
Bechtol sah Ismar verwundert an.
Er war es wohl nicht gewohnt von einem Jungen im Gespräch unterbrochen zu
werden, doch scheinbar machte es Haman nichts aus, und überrascht war er wohl
auch nicht.
„Haman, bei den Unmengen an Holz
die du brauchst, kann Bechtol dich gleich damit bezahlen.“
Bechtol machte große Augen. „Natürlich,
daran hatte ich gar nicht gedacht.“
Auch Haman nickte eifrig und
klopfte Ismar anerkennend auf den Kopf. „Oft scheinen die komplizierten
Lösungen einfacher zu sein, weil es kompliziert ist, die einfachen Lösungen zu
finden.“ Das war einer von Hamans Lieblingssprüchen, wenn er sich unnütz Mühe
gegeben hatte.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht zog Ismar von dannen. Es war Zeit, dass er zu Hause einkehrte, sonst würde es nochmals Ärger geben. Derweil blieb Bechtol bei Haman und ging ihm so weit er konnte zur Hand. Haman hatte ihm für die Nacht ein Quartier angeboten, aber er musste noch bis zum letzten Licht des Tages arbeiten, weil Morgen Einige ihre Bestellung abholen kamen, bevor sie abreisen würden.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht zog Ismar von dannen. Es war Zeit, dass er zu Hause einkehrte, sonst würde es nochmals Ärger geben. Derweil blieb Bechtol bei Haman und ging ihm so weit er konnte zur Hand. Haman hatte ihm für die Nacht ein Quartier angeboten, aber er musste noch bis zum letzten Licht des Tages arbeiten, weil Morgen Einige ihre Bestellung abholen kamen, bevor sie abreisen würden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen